Durch Cyberangriffe und Betrug mit Kryptowährungen ist seit 2017 weltweit ein Schaden von mindestens 30 Milliarden US-Dollar (28,5 Milliarden Euro) angerichtet worden – das haben Forscherinnen und Forscher des Complexity Science Hub (CSH) in Wien und der Universität Montreal berechnet. Mit dem Projekt “DeFi Trace” will das CSH nun Methoden zur automatischen Nachverfolgung illegaler Zahlungsströme im Bereich Dezentralisierter Finanzdienstleistungen entwickeln.
Insgesamt wurden in dem untersuchten Zeitraum weltweit 1155 kriminelle Vorfälle im Zusammenhang mit Kryptowährungen dokumentiert. Während im Jahr 2017 nur 16 Fälle aufgezeichnet wurden, stieg die Zahl im Jahr 2022 auf alarmierende 435 Fälle an. “Das bedeutet aber nicht, dass es nicht noch mehr Fälle geben kann. Dementsprechend sind alle unsere Ergebnisse Mindestwerte”, betont der Leiter der Forschungsgruppe Cryptofinance am Complexity Science Hub, Bernhard Haslhofer.
Hauptursachen für Vorfälle
Die Forscher identifizierten technische Schwächen und manipulierte Kryptowährungen als Hauptursachen für diese Vorfälle. Der mit Abstand größte dokumentierte Verlust beträgt 3,6 Milliarden US-Dollar und steht im Zusammenhang mit Africrypt, einer zentralisierten Finanzplattform in Südafrika.
Decentralized Finance (DeFi) repräsentiert ein neues Finanzparadigma, bei dem Finanzdienstleistungen (z. B. Kreditvergabe) durch dezentrale Computerprogramme auf Blockchains angeboten werden. Trotz der hohen Zahl an Vorfällen im DeFi-Bereich waren die finanziellen Verluste im CeFi-Bereich, der die Verbindung zwischen dem traditionellen Finanzwesen und dezentralisierten Finanzsystemen darstellt und über ein zentralisiertes Verwaltungssystem verfügt, deutlich größer. Bei lediglich 105 dokumentierten Vorfällen im CeFi-Bereich beliefen sich die Verluste auf 20 Milliarden US-Dollar.
Automatisierte Nachverfolgung
Angesichts der Schwierigkeit, gestohlene Gelder zurückzuverfolgen, wird nun das Projekt “DeFi Trace” am Complexity Science Hub gestartet. Ziel dieses Projekts ist die Entwicklung von Methoden zur automatisierten Nachverfolgung illegaler Zahlungsströme im DeFi-Bereich. Das Projekt erhält Unterstützung von mehreren Institutionen, darunter drei österreichische Ministerien und die bayrischen Strafverfolgungsbehörden.
Der Complexity Science Hub (CSH) in Wien ist eine Forschungseinrichtung, die sich auf die Anwendung von Methoden der Komplexitätswissenschaft auf große Datensätze und Echtzeitdaten konzentriert. Der CSH bringt Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um komplexe Systeme aus verschiedenen Perspektiven zu untersuchen.
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